3 Methoden gegen Worte, die dich runterziehen

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

6. November 2014  

Worte sind nicht so harmlos und neutral, wie sie scheinen. Wenn du dir das Wort „Gemütlichkeit“ auf der Zunge zergehen lässt, bringt das sicher spontan eine Empfindung bei dir hervor – „Einkommenssteuererklärung“ hingegen bewirkt garantiert eine andere Reaktion. Der Gedanke an „Angst“ löst bestimmt ein entsprechendes Gefühl bei dir aus – der Gedanke an „Zufriedenheit“ auch.

Eine Möglichkeit, um schnell eine Veränderung deines Zustandes zu bewirken, habe ich dir schon vor einiger Zeit vorgestellt. Heute habe ich drei Vorschläge für dich, wie du den Anker-Wörtern ihre Macht über dich nehmen kannst.

Bevor es losgeht…

Vielleicht sind dir schon beim Lesen meiner Beispiele oben und im vorigen Artikel Ideen gekommen, welche Wörter dich runterziehen oder übertriebene Reaktionen bei dir auslösen. Ich denke da an Begriffe wie „schüchtern“, „Einsamkeit“, „allein“, „Mutismus“, „Angst“ oder „Präsentation halten“.

Wenn du ein Wort „mit emotionaler Ladung“ erwischst, dann spürst du sofort – bamm – dass sich deine Gefühle verändern.

Zum Beispiel „Steuererklärung“: „Och nööööö! Laaaangweilig und lästig, total frustrierend, öööööööde!“

Oder beispielsweise „einen Vortrag halten“: „Auf keinen Fall! Never ever!!! Da bleibt mir die Luft im Hals stecken und ich habe das spontane Bedürfnis, davonzulaufen. Woah, mein Herz schlägt bis zum Hals und meine Schultern sind hart wie ein Brett. Lass mich bloß in Frieden!!!“

Sicherheitshinweis

Ideal wäre zum Ausprobieren erst mal ein Wort, das dich nicht in einen völlig aufgelösten Zustand versetzt. Nimm für den Anfang am besten etwas, das spürbar Emotionen bei dir weckt, aber keine Ängste auslöst.

Stell dir dann vor, wie es wäre, wenn du bei deinem Wort ungefähr so gelassen bleiben könntest, wie wenn ich dir erkläre, wie man aus Knoblauch diese hübschen Zöpfe flechten kann – wobei ich natürlich unterstelle, dass du weder Vampir noch Knoblauch-Bauer bist. 🙂

Hätte es für dich eventuell für dich negative Konsequenzen, wenn du nicht mehr so emotional auf deinen Begriff reagieren würdest? Zum Beispiel, weil du dann bei Risiken oder Gefahren keine warnenden Signale mehr bekommst? Oder weil du dann eine wichtige Quelle deiner Motivation verlierst?
Falls du feststellst, dass das Wort mit seiner unangenehmen Wirkung für dich eine wichtige Funktion erfüllt, dann solltest du es nicht verändern – und ihm dankbar dafür sein, dass es dich vor ungünstigen Entwicklungen bewahren wird.

Wenn das Wort aber eine Reaktion bei dir auslöst, die sowohl negativ als auch überflüssig ist, dann kannst du eine von diesen drei Methoden nutzen, um dem Wort seine Macht über dich zu nehmen.

Methode 1: Das Wort verschieben

Achte mal darauf, wo du das Wort – nennen wir es mal X – wahrnimmst, wenn du daran denkst.

Hörst du das Wort

  • in deinem Kopf oder außerhalb?
  • eher von vorne oder eher von hinten?
  • eher von rechts oder von links?
  • von unten oder von oben?

Wenn du X lokalisiert hast, dann kannst du die Stimme woanders hin schieben.
Falls du sie vorher im Kopf gehört hast, dann kannst du sie nach außen schieben. Oder wenn sie dir zu nahe auf die Pelle gerückt war, kannst du sie ein Stück weiter weg bewegen.
Wenn X rechts von dir war, kannst du es nach links schieben.
Probiere alle möglichen Varianten aus und achte dabei darauf, wie sich deine Gefühle verändern.

Nachdem du einige Möglichkeiten probiert hast, schiebe die Stimme da hin, wo du dich am besten mit ihr fühlst.

Bei mir war “Herbst” rechts vor mir lokalisiert. Deswegen habe ich meinen linken Arm nach vorne gestreckt, mit dem Daumen nach oben, und habe die Stimme, die „Herbst“ sagt, hinter den linken Daumennagel geschoben. Das hat mich spontan zum Lachen gebracht und die Wirkung war völlig verändert – ich war sozusagen auf Augenhöhe mit meinem Un-Wort.

Methode 2: Das Wort veräppeln

Noch eine Möglichkeit, mit viel Humor einer Stimme eine andere Emotion zu geben:
Denk dir eine lustige Melodie – ein Kinderlied oder einen Gute-Laune-Song. “Probier’s mal mit Gemütlichkeit” funktioniert für mich prima. Oder auch “Don’t worry, be happy”.

Der Einfachheit halber nehme ich mal “Alle meine Entchen”. Und singe sie mit meinem X als Text:
Herbst, Herbst, Herbst, Herbst, Heeeerbst, Heeeerbst,
Herbst, Herbst, Herbst, Herbst, Heeeerbst,
Herbst, Herbst, Herbst, Herbst, Heeeerbst,
und so weiter…

Das klappt schon ganz gut, wenn ich es mir nur denke. Und es ist noch viel machtvoller, wenn ich laut singe. Am allerbesten wirkt es bei mir, wenn ich richtig laut singe und dazu tanze.

Und wenn ich dann schon viel besser drauf bin, verulke ich das Wort ein bisschen, indem ich es ganz hoch quieke oder ganz tief brumme. Oder ich werde immer langsamer, wie ein altes Tonbandgerät, bei dem sich das Tonband verheddert hat…

Methode 3: Das Wort auflösen

  • Stell dir mal vor, du hast eine alte Schultafel vor dir – so ein altmodisches grünes Ding, auf das früher mit weißer Tafelkreide geschrieben wurde.
    Die Tafel ist leergewischt, und du stehst davor und hältst eine Kreide in der Hand.
  • Du denkst an dein Wort und spürst nochmal kurz seine Wirkung. Und dann schreibst du dieses Wort auf die Tafel vor dir.
  • Während du dir dein Wort ansiehst kommt es dir fast so vor, als würde die Tafel das Wort aufnehmen. Es wird ein wenig schwächer, dann viel schwächer, ist nur noch ganz leicht zu sehen… Und schließlich ist die Tafel ganz von selbst wieder vollkommen leer.
  • Und während du weiter auf die Stelle schaust, an der den Wort unsichtbar geworden ist, kommt es dir so vor, als würden dort neue Buchstaben erscheinen. Und sie werden immer deutlicher und deutlicher, bis dort das Wort „GELASSENHEIT“ geschrieben steht.
  • Du spürst für einige Sekunden nach, was Gelassenheit für dich bedeutet, wie sie sich anfühlt. Vielleicht fällt dir spontan etwas ein, das für dich Gelassenheit bedeutet oder symbolisiert.
  • Stell dir vor, du würdest dich von der Tafel wegdrehen und in den Raum blicken, in dem du dir die Tafel vorgestellt hast. Was siehst du in dem Raum? Gibt es dort Tische, Stühle? Oder ist der Raum leer?
  • Dann wendest du dich nochmal der Tafel zu und schreibst an einer anderen Stelle wieder dein Wort auf die Tafel, spürst ihm nach.
  • Es verschwindet wieder langsam in der Tafel, bis die Stelle völlig leer ist.
    Und wieder erscheint an seiner Stelle „GELASSENHEIT“.
  • Schau dich nochmal im Raum deiner Vorstellung um. Gibt es Bilder an den Wänden oder eine andere Dekoration? Oder Fenster, durch die du nach draußen blicken kannst?
  • Und wieder findest eine freie Stelle auf der Tafel, um dein Wort zu notieren und spürst ihm nochmal einen Augenblick nach. Dann siehst du zu, wie es sich zurückzieht und Platz für „GELASSENHEIT“ macht.
  • Und während du auf deiner Tafel nun dreimal Gelassenheit findest, kannst du nachspüren, ob der Gedanke an dein Wort noch die selbe Wirkung auf dich hat wie zuvor.

Selbstcoaching-Tipps

Wie immer beim Selbstcoaching solltest du auf ein paar Dinge achten. Achte vor allem darauf, was du tust, damit du dich besser fühlst als zuvor – das ist der Weg. Und wenn es scheint, als würde sich gar nichts ändern, dann mach es dir leichter.

Da bleibt mir nur noch, dir eine Menge Gelassenheit und Vergnügen zu wünschen. Fragen zu den Übungen beantworte ich dir gerne, wenn du sie in den Kommentaren oder per Kontaktformular stellst.

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine


PS: Welche Methode passt am besten zu dir? Wie hat sie geklappt? – Ich freue mich über deinen Kommentar.