Abhängen oder aufraffen

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

15. September 2014  

Jetzt kommt sie wieder…
Die Zeit der diesig-kühlen Tage ohne Sonne, an denen ich am liebsten im Bett bleiben und die Decke über den Kopf ziehen würde.
Oder an denen ich zumindest den ganzen Tag vor mich hin maulen möchte und wünschte, es wäre schon wieder Frühling.
Wenn es nach mir ginge, würde ich mich von Oktober bis Ostern ausgiebig durchhängen lassen.

Geht aber nicht. Ich habe schließlich im Winter mehrere Seminare zu geben, bei denen meine Teilnehmer erwarten dürfen, dass ich gut drauf und motiviert bin. Ich werde selber ein paar Kurse besuchen und möchte leicht und mit Vergnügen lernen. Und dann seid ihr ja auch noch da – und ich glaube nicht, dass ihr mir die nächsten Monate beim nörgeln und maulen „zulesen“ wollt.

Was tun gegen die Nörgelstimme im Kopf…?

Ich habe im Laufe der Jahre festgestellt, dass ich Gedanken nicht loswerde, indem ich ganz fest daran denke, dass ich sie loswerden will. Je mehr ich daran denke, desto mehr denke ich daran – und ich will ja eben nicht mehr daran denken müssen.
Also akzeptiere ich das, was mich stört. Klingt paradox – aber wenn ich etwas schon nicht loswerden kann, dann kann ich es genausogut gleich annehmen.

Mich nervt an mir beispielsweise schon ewig, dass ich bestimmte Aufgaben vor mir herschiebe, bis sie so dringend sind, dass ich sie nicht mehr länger aufschieben kann. Das verursacht mir eine Menge Stress und schlechtes Gewissen, ändert aber absolut nichts daran, dass ich weiterhin aufschiebe.

Seit einem Jahr habe ich die „Aufschieberitis“ akzeptiert. Manche Aufgaben mache ich eben immer „last minute“ und unter Zeitdruck. Und ich stelle fest: Ich habe vorher viel weniger Stress, bin dann hoch motiviert und bisher habe ich alles termingerecht (aber eben „last minute“) fertig bekommen.

Zurück zur Nörgelstimme – da sie nun schon mal da ist, kann man ihr auch mal zuhören. Und das geht am besten so:

  1. Bleib vor dem PC sitzen. Vielleicht rückst du deinen Stuhl ein wenig nach hinten. Lass deinen Oberkörper nach vorne hängen, so dass die Schultern nach vorne „klappen“. Schau nach unten links neben dir auf den Boden.
  2. Und dann lass das Nörgeln einfach kommen. Erlaube deinen Gedanken, sich mal so richtig „auszukotzen“ und achte dabei darauf, wie sich deine Laune und auch deine Gefühle verändern.Mir wird das Gemotze dann irgendwann zu viel. Aber wenn ich jetzt unterbreche, würde sich mein innerer Nörgler vermutlich in den „Untergrund“ verziehen und dort weiternörgeln. Da hilft dieser Trick:
  3. Lass den Nörgler weiternörgeln. Bleib einfach gedanklich bei den Nörgel-Themen, während du deine Körperhaltung nach und nach veränderst:

    • Lehne deinen Oberkörper bequem zurück.
    • Die Schultern „klappen“ wie von selber auseinander und senken sich ein wenig.
    • Strecke die Beine aus. Dabei rutschst du noch bequemer in den Stuhl.
    • Hebe den Kopf, nimm die Hände in den Nacken oder hinter den Kopf und blicke zur Decke.
    • Atme tief durch und dann ruhig weiter.

Was macht der innere Nörgler jetzt? Welche Veränderungen bemerkst du bei dir?

Warum funktioniert sowas?

Ich nehme an, du hast schon oft bei Leuten beobachtet, dass sich die innere Stimmung durch die Körpersprache zeigt. Wer durchhängt, sich hängen lässt, niedergeschlagen ist oder keine Energie hat, dem sieht man das auch an.

Man kann also sagen, dass Emotionen auf die Körperhaltung wirken.
Und umgekehrt!

Die Körperhaltung wirkt auch auf die Emotionen. Wenn du voller Energie dastehst, in Siegerpose mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, dann melden deine Körperzellen ans Gehirn, dass es dir großartig geht, und die Neurotransmitter bereiten in deinem Gehirn schon mal die Cocktails für die folgende Party vor.

Die Partyvorbereitungen dauern einige Momente und erst, wenn du den Neurotransmittercocktail intus hast, merkst du auch etwas von seiner Wirkung. Ich nehme an, dass das der Grund ist, warum wir im Normalfall nichts davon merken, dass eine positive Körperhaltung positive Gedanken „macht“. Wir warten nie die paar Augenblicke ab, bis die positive Wirkung einsetzt.

An nörgeligen Frühherbsttagen hingegen nehmen wir uns alle Zeit der Welt, um „abzuhängen“. Die Körperzellen wissen mit definitiver Gewissheit, dass heute keine Party steigen wird. Die Neurotransmitter mixen körpereigene Schlafmittel und das Sofa und die Fernbedienung ist unser bester Freund.

Du kannst dich entscheiden: Du kannst den eh schon energiearmen Tag nutzen und ausgiebig chillen. Dagegen ist absolut nichts einzuwenden, denn auch solche Tage haben ab und zu ihren Reiz. Oder du kannst einige Minuten lang Energie in deinen Körper bringen, dich mit Neurotransmittern dopen und den Tag nutzen. Vielleicht sogar für etwas, was du schon eine Weile aufgeschoben hast. 😉

Profinörgler wissen: Oberkörper nach vorne beugen, Kopf hängen lassen und Mundwinkel nach unten ziehen – dann ist sichergestellt , dass man beim Vor-sich-hin-nörgeln nicht durch ein unliebsam angenehmes Gefühl gestört wird.

Susanne Haag - im Buch NLP-Welten [*]

Profi-Macher wissen: Mit dem Machen kommt die gute Laune.


Ich wünsche dir viele wundervolle Herbstaktivitäten.

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine

[*] Susanne Haag, "NLP-Welten – Das praktische Handbuch für die kleineren und größeren Herausforderungen des Alltags"