Das wird doch eh nichts…

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

8. Februar 2016  

Vergangenes Wochenende habe ich eine Freundin getroffen. Eine sehr frustrierte Freundin.

Unsere Unterhaltung drehte sich ziemlich lang um eine Idee meiner Freundin, die sich nicht verwirklichen ließ.

Nehmen wir mal rein hypothetisch an, die Idee wäre gewesen, mit einer tollen Diät acht Kilo abzunehmen.
Die Kilos waren allerdings anderer Ansicht.
Und dafür, dass ihr Plan schiefgegangen war, gab es ungefähr tausendunddrölf vollkommen logische Gründe.

Nachdem ich ihr lange, wirklich laaaaange Zeit zugehört hatte, konnte ich mir eine Frage nicht mehr verkneifen: „Und wie geht’s jetzt weiter?“

„Na, gar nicht. Hab ich dir doch gerade erzählt.“
„Ja, das habe ich gehört. Aber was meinst du mit gar nicht?“
Genervtes Schnauben. Ein Blick, der sagt: Wie begriffstutzig kann man denn eigentlich sein?
Und dann: „Es geht nichts weiter. Ausdiemaus.“

Ich schaute sie traurig an. Lange…
Sie schaute ungeduldig zurück. Bellte irgendwann: „Was?!“

„Ich hätte nicht gedacht, dass es so endet. Nicht wegen acht Kilo. Aber wenn’s vorbei ist, ist es vorbei. Lass uns zumindest anständig Abschied voneinander nehmen…“
„Spinnst du jetzt komplett?“
„Ich habe dir zugehört. Du hast gesagt, dass nichts weitergeht. Es ist aus.
Lass uns also wenigstens den Abschied würdig gestalten…“

„Du bist mir vielleicht ein Scherzkeks. Ich meine doch nur die Abnehmerei. Wegen sowas geht doch nicht gleich das Leben zuende. Sag mal – das hast du jetzt nicht ernsthaft geglaubt? Du kennst mich doch…“
„Du warst ziemlich überzeugend von wegen „Ausdiemaus“ und „Nichtsgehtmehr“.“
„Das sagt man doch nur so…“

„Mhm. Und wie geht’s jetzt weiter?“

„Ich lass das mit dem Abnehmen.“
„Dann sind die acht Kilo also jetzt kein Thema mehr?“
„Doch, klar. Ich würde viel lieber wieder wiegen, was ich vor zwei Jahren gewogen habe. Schau mich doch bitteschön mal an – so kann ich doch nicht in Sommerklamotten rumlaufen. Und an einen Bikini ist schon mal gleich…“
„Stop!“
„Also an den Badesee kann ich so auf keinen Fall. Und ich will gar nicht dran denken, wie das im Sommerurlaub…“
„STOPPP!!!“

„Was?“

„Du fängst jetzt nicht wieder von vorne an mit deinem Gejammer. Das habe ich alles schon gehört. Ich will wissen, wie es jetzt weitergeht. Und sag nicht: Gar nicht.“

„Doch.
Ich hab’s ausprobiert.
Es hat nicht geklappt.
Also kann man es nicht ändern.“

„Ja. Und du hast mir auch erklärt, dass du trotzdem weiterleben wirst. Und dass auch die acht Kilo weiterhin ein Thema sind. Findest du nicht, dass sich die Frage aufdrängt, wie es jetzt weitergeht?“
„Nö.“
„Aha.“

„Du meinst also, dass das Thema nicht abgeschlossen ist. Oder?“

Ich hebe demonstrativ eine Augenbraue an und kann mir ein zartes Grinsen nicht verkneifen.

„Ich soll mir was anderes überlegen, um mein Problem loszuwerden?“

Das Grinsen wird deutlicher.

„Ja, ja, ich weiß schon… Du hast mir schon oft genug gesagt, dass ich so lange kreative Lösungen finden darf, bis mich das Ergebnis meiner Ideen überzeugt.
Ich gebe ja zu, dass ich mit der erstbesten Diät aus der „Annette“ kein bisschen kreativ war – ich wollte halt eine idiotensichere Lösung „von der Stange“. Als ob etwas hundertprozentig funktionieren würde, nur weil es jemand in einer Zeitschrift drei Seiten damit vollgeschrieben hat. Nee, wirklich… Jedes Jahr falle ich wieder auf diese „Annette-Diäten“ rein.“

„Was hast du denn noch so an Ideen. Denk nicht lang nach, sag einfach spontan, was dir einfällt!“

„Süßigkeiten weglassen. Und Kuchen auch. Und natürlich den gesüßten Kaffee aus dem Coffeeshop – der hat ja allein schon fast 500 Kalorien am Tag. Weniger Nudeln könnte ich mir auch gut vorstellen – jedenfalls für eine Weile. Und dann bräuchte ich natürlich viel mehr Bewegung. Richtig faul sind wir zwei in den letzten Wochen geworden.
Du solltest dich übrigens auch mal wieder mehr bewegen…“

„Nicht ablenken jetzt. Was davon kannst du sofort umsetzen?“

„Hmmmm… Eigentlich alles… Aaaaaber da ist natürlich der Geburtstag von Helmut am Wochenende – der hat ein phantastisches Pizza- und Nudel-Buffet geplant und eine gigantische Auswahl an Nachspeisen. Und ohne meinen Morgenkaffee mit viel Sirup werde ich ja gar nicht richtig wach. Und meinen Vertrag im Fitnesstudio hab ich letztes Jahr auch gekündigt.“

„Was kannst du trotzdem umsetzen? Hier hast du Zettel und Stift. Schreib zu jeder deiner Ideen alle „Abers“ auf, die dir einfallen. Und dann schreibst du zu jedem „Aber“ mindestens drei Einfälle, wie es trotzdem geht.“

Aus meiner Freundin sprudelten buchstäblich „Abers“ und Alternativen heraus. Nach einer Weile wirkte sie sehr zufrieden mit sich und ihrer Liste.

Ich konnte mir die Bemerkung nicht verkneifen: „Du hattest es ausprobiert. Es hat nicht geklappt. Also ist es nicht zu ändern. Ausdiemaus.“

„Also weißt du, ich mag dich sehr. Aber manchmal erzählst du wirklich ziemlichen Blödsinn…“

PS: Ich wünsche dir einen guten Start in die Fastenzeit – was immer dein Plan dafür ist – oder in jede andere Veränderung, mit der du dir beweist, dass es für wirklich alles einen Weg gibt, der zu dir passt.