Das ist doch kein Zustand!

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

14. Februar 2016  

Das ewige Elend rund ums Glück.

Offen gesagt: Ich finde Glück schwierig.
Mal ist es ganz unerwartet da. Dann lässt es sich wochenlang nicht blicken, obwohl ich es ganz dringend bräuchte. Und dann gibt’s die Momente, in denen man eigentlich erwarten könnte, dass ich mich über mein Glück freue… Aber auf Kommando klappt das bei mir schon mal gleich gar nicht.

Früher war ich oft ziemlich unglücklich. Ich war frustriert. Ich war traurig. Und hoffnungslos. Nicht zu vergessen: Völlig antriebslos gegenüber meinem geballten Unglück…

Unglücklich sein ist leicht

Zum ordentlich unglücklich sein brauchst du nur, wenn du eh schon einen schlechten Tag hast, deine Energie noch ein bisschen verringern, bis sich eine leichte Deprimiertheit breit macht. Dann fängst du an zu jammern und teilst dein Unglück mit möglichst vielen Leuten um dich herum – oder auch nur mit deinem Inneren Schweinehund, der in dieser Stimmung ein besonders treuer Begleiter ist.

Kennst du solche Stunden, Tage oder auch längere Phasen, in denen das Schweinehund-Kraulen deine einzige Aktivität ist?

Unglücklich sein ist ein Zustand, der sich immer wieder mal breit macht – fast wie von allein…

Glück kommt nicht von allein

Ich hatte lange Zeit die Überzeugung, dass das Glück zu mir kommen muss, wenn ich mich nur lange genug in meinem Unglück hängen lasse. Ich dachte ernsthaft, dass es mir zwangsläufig besonders gut gehen würde, nachdem ich es mir ausgiebig schlecht habe gehen lassen.

Es hat echt gedauert, bis ich kapiert habe: Denkfehler!!!

Nicht glücklich sein macht NICHT glücklich!

Denn Glück ist kein Zustand, der einfach so auftaucht. Und Glück entsteht nicht aus Unglück.

Glücksbringer haben’s schwer

Glück ist ein Gefühl. Genauer gesagt ist es eine Emotion. Wenn du Glück haben willst, dann musst du es schon spüren.

Nur passiv abzuwarten, bis es da ist, funktioniert äußest selten – und es klappt nie ohne Hilfe von außen. Irgendwo muss das Glück ja herkommen…

Ich mag das nicht. Ich mag nicht davon abhängig sein, dass jemand etwas tut, das mich glücklich macht. Meistens bin ich beim Warten so frustriert, weil ewig niemand für mein Glücksgefühl sorgt, dass ich vor lauter Frust den einen klitzekleinen Glücksmoment verpasse und ein Glücksangebot beleidigt ausschlage.

Nö. Das kanns nicht sein.

Ich mache mir mein Glück lieber selber

Weil Glück ein inneres Gefühl ist, entsteht es – mit viel biochemischer Neurotransmitter-Zauberei – in mir drin. Also in meinem Körper, mit direkten Auswirkungen auf’s Gehirn. Das heißt dann ja wohl, dass ein Glücksbringer nur den Anstoß für mein Glück geben kann, damit das Wohlgefühl, glücklich zu sein, sich in mir drinnen entwickelt.

Hmmmm…?

Wenn also Glück das Ergebnis von Botenstoff-Chemie ist… Und wenn ein äußerer Glücksbringer nur der Auslöser für die Produktion von Glücksgefühlen ist… Und wenn dann noch meine Entscheidung dazu kommt, mich generell so gut zu fühlen, wie es mir gerade in diesem Moment möglich ist…

Wäre das nicht genial, wenn ich einfach selbst entscheide, Glück zu haben?

Es ist genial. Und einfach.
Allerdings ist es auch sehr ungewohnt und fühlt sich erst mal einen Moment lang wie Selbstbetrug an.
Aber nach der kleinen Selbstüberlistung ist es genial.

Glück kommt von Glück

Das Gefühl von Glück entsteht, wenn du Glück hast. Logisch?
Logisch.

Wenn gerade kein realer Glücks-Auslöser da ist, kannst du trotzdem bei dir reales Glück auslösen. Logisch?
Nicht ganz.
Aber auch nicht schwierig.

Du tust einfach so, als wäre ein echter Glücks-Auslöser da.
Du tust so, als ob du jetzt gerade mit deinem Lieblings-Menschen zusammen bist.
Du tust, als ob du jetzt an deinem Lieblings-Ort die sommerlich-warme Sonne genießt.
Du tust, als ob du den ersten Bissen von deinem Lieblings-Essen genießt.

Du tust in deiner Vorstellung, was immer du dir als Glücksauslöser vorstellen kannst – und dein Körper mixt nach ein paar Sekunden, die sich wie Selbstbetrug anfühlen, den Glücks-Neurotransmitter-Cocktail.

Wie bei jedem guten Cocktail zeigt sich die wahre Wirkung erst mit einer kleinen Zeitverzögerung. Daher ist es sinnvoll, dass du eine Weile beim intensiven „So-tun-als-ob“ bleibst – damit du auch eine ordentliche Dosis Glücks-Cocktail in deinen Körper bekommst.

Daraus schließt dein Körper samt all seiner Zellen nämlich: „Ups. Wir sind glücklich. Und wenn wir glücklich sind, dann sollten wir hier nicht so rumhängen. Wir müssen mehr Energie freisetzen. Sofort. Los, Bewegung! Glücks-Modus hochfahren!“

Und die Neurotransmitter-Barkeeper im Hirn bekommen die Meldung: „Der Körper bereitet sich auf intensives Glück vor. Nachschenken, Leute. Nachschenken!“

Merkst du was? So tun als ob ist nicht so unlogisch, wie es scheint.

Nach zwei Minuten spürst du die Energie bereits. Wenn du fünf Minuten „So-tun-als-ob-du-glücklich-bist“ durchhältst, dann kannst du gar nicht anders, als Glück zu empfinden.

Und das Schöne ist: Das hält eine ganze Weile an.
Ungefähr so lang, wie eine Pina Colada. Nur ganz ohne Kalorien. 🙂

Es geht noch besser!

Wenn du nicht nur Glücksgefühle produzierst, sondern dann auch noch etwas tust, was dir Glückserlebnisse ermöglicht, dann wird real, was du zuvor durch einen Trick angestoßen hast.

Kauf dir Blumen. Sie machen dich glücklich. Und wahrscheinlich war die Blumenhändlerin noch nie so nett wie diesmal – weil du dein Glück ausstrahlst und deine Ausstrahlung die Menschen beeinflusst, denen du begegnest.

Setz dich ins Café. Und freu dich, wenn die Bedienung extranett ist und wenn dir wildfremde Leute zulächeln. Du teilst gerade Glück mit ihnen.

Geh nach draußen und genieße das Wetter. Das geht tatsächlich mit JEDEM Wetter! In einem glücklichen Moment sind Regentropfen und Wasserpfützen ein lustiges Abenteuer. Wann bist du zum letzten Mal mit Schwung in eine Pfütze gehüpft, um dich anschließend vor Lachen zu krümmen…?

Glück fängt da an, wo du jetzt gerade bist. Dein Job ist es, daran zu denken, dass du es mit dem „So-tun-als-ob-Schalter“ anknipst.
Denn von nichts kommt nichts.

Klar, oder?

Glück muss man können

Na ja, eigentlich meine ich, dass man Glück vor allem üben muss. Dann kommt das Können ganz schnell dazu.

„Glück muss man können“ heißt die Blogparade von Silvia Chytil, die mich zu diesem Text inspiriert hat.
Auf Silvias Seite wird es im Anschluss an ihre Blogparade bald eine Übersicht über alle Beiträge der unterschiedlichsten Blogger rund ums Glück geben. Reinlesen lohnt sich definitiv.

Aber jetzt: Sei erst mal glücklich. Dann sehen wir weiter. 🙂
Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine
Christine

PS: Wenn du mit dem So-tun-als-ob noch „fremdelst“, kannst du dir auch einfach zehnmal hintereinander laut (!) sagen: „Ich bin glücklich. Ich bin glücklich! Ich BIN glücklich…“
Die Jungs an deiner Botenstoff-Bar sind da ganz unkompliziert – sie müssen nur wissen, was du bestellst, und schon servieren sie dir einen passenden Cocktail. Und wenn er dir schmeckt, dann bleibst du einfach eine Weile dabei.