Reisen als Stiller Mensch – in 5 Variationen

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

23. Juli 2015  

#0 – Mit den Eltern

Irgendwie muss man ja anfangen mit dem Reisen.
Bei mir war es die Obere Adria mit Mama, Papa und weiterer Verwandtschaft – jahrelang.

Wir urlaubten im klassischsten Italien-Klischee überhaupt: Immer in der gleichen Ferien­wohnung am gleichen Ort zur gleichen Zeit unter lauter Deutschen mit den gleichen Urlaubs-Vorstellungen… Die gleiche Pizzeria, der gleiche Eisverkäufer, der gleiche Tagesablauf, die gleichen Menschen nebenan.

Als junges Mädchen fand ich es sehr angenehm, schon lange im Voraus zu wissen, was mich im Urlaub erwarten würde.

Mit den Eltern zu verreisen hat jede Menge Vorteile – jemand anderer kümmert sich um die Planung, jemand anderer organisiert die An- und Abreise, jemand anderer sagt, wo man zum Essen hingeht und übernimmt die Bezahlung…

Das kann genau das Richtige sein, wenn du einen Urlaub ohne Stress haben möchtest.

Du weißt von Anfang an, was auf dich zukommt. Vater sitzt schon hupend im Auto, während Mutter nochmal schaut, ob auch wirklich das Bügeleisen aus ist…
Alles ist immer wie immer.

Und vor allem: Du bist weder allein noch mit fremden Menschen unterwegs.

#1 – Mit Freunden

Letzteres gilt auch bei Reisen mit Freunden oder guten Bekannten. An der Planung und Organisation solltest du dich allerdings ein wenig beteiligen und natürlich übernimmst du deinen Anteil der Kosten.

In einer kleinen Gruppe von Freunden und Bekannten lässt sich meistens eine „Aufgabenverteilung“ finden, bei der jeder seine Interessen und Stärken einbringen kann.

Bei meinen Reisen war es so, dass ich für das Programm zuständig war und daher vom Kochen (was ich nicht sooo gerne mag) und vom Fahren des Mietwagens (was ich seeehr ungern mache) befreit wurde. Zwei von den Freunden haben das Fahren, Gepäck im Auto verstauen, Tankstellen suchen und bei Bedarf auch Reifen wechseln übernommen. Eine Freundin hat sich um die Küche samt Einkäufen, Vorausplanung und Anweisungen für die Küchenhilfen (also uns) gekümmert sowie das Verpacken der Vorräte übernommen, wenn wir weitergereist sind.

Meine Stärke ist es, schon lange im Voraus eine Rundreise zu planen, bei der alle Interessen berücksichtigt werden. Das kann ich gut und mache ich gerne. Irgendwie habe ich ein intuitives Gefühl dafür, wie die Reise laufen wird – sogar wenn ich noch nie im jeweiligen Land gewesen bin. Und ich lese vorher eh einen Haufen Reisebücher und google mich durchs ganze Internet. Da ist es gar kein großer zusätzlicher Aufwand, einen Plan zu machen und gleich noch die Unterkünfte auszusuchen.

#2 -Mit einem Gruppenreisen-Veranstalter

Auch wenn die Freunde bereits andere Pläne haben, ist es eine gute Idee, eine Gruppe von Leuten und einen Plan für die Reise zu haben.

Das örtliche Busunternehmen war für mich der erste Anlauf zur Gruppenreise als Solo-Reisende.
Na ja, zwischen den Mitreisenden fühlte ich mich nicht unbedingt ausgesprochen wohl – aber für ein paar Tage bei einer Musical- oder Städtereise war es dann doch immer okay. Und ich brauchte mich um nichts weiter zu kümmern, als immer rechtzeitig im Bus zu sitzen. Nähere Bekanntschaften mit den Mitreisenden waren mir nicht so wichtig, da bin ich eher am Rand geblieben.

Dummerweise sind die Busreise-Touristen eher älter. Die speziellen Busreisen für junge Leute (Costa Brava und so) konnte ich mir aber überhaupt nicht vorstellen – denn da ging es vor allem um die Art von Party, auf der ich mich nie und nimmer wohlfühlen würde…

Für mich war â€žYoungline“ genau richtig – Studienreisen (ähnlich denen der „alten Leute“), aber mit Teilnehmern in meinem Alter und ganz vielen Solo-Reisenden. Ich habe halb Europa bei solchen Gruppenreisen bereist und mich immer sehr wohlgefühlt, denn ich musste mich um nichts weiter kümmern, und es waren immer ein paar Leute dabei, mit denen ich mich gerne unterhalten habe. (Mit Leuten, mit denen ich „nicht so konnte“, machte ich mir nie ein Problem – wir haben einfach ein oder zwei Wochen auf der gleichen Reise verbracht und dann nie wieder von einander gehört. Also kein Anlass, sich groß Gedanken über die anderen zu machen.)

Als ich alle interessanten Ziele der „Youngline“ bereist hatte, bin ich auf den Wanderreise-Veranstalter â€žWikinger“ umgestiegen. Da sind die Teilnehmer ziemlich älter und oft paarweise unterwegs – das „Junge-Leute-Programm“ gibt es mittlerweile leider nicht mehr.

Für die Wanderreisen gilt: Mehr „Füße“ in der Ausschreibung = jüngere Teilnehmer. (Also je anspruchsvoller die Wanderungen, desto eher sind Leute unter 60 dabei… Wobei es immer auch topfitte und sehr nette 80-jährige gibt!)
Obwohl ich immer mit Abstand die Jüngste war, habe ich mich in den Wandergruppen sehr wohl gefühlt. Beim gemeinsamen Wandern finde ich das Alter irgendwie nicht so entscheidend…
Und Wanderungen haben den Vorteil, dass man einfach mal etwas Platz zwischen sich und der Gruppe lassen kann, um eine Weile für sich zu sein.

#3 – Mit einem Pauschalreisen-Veranstalter

Das geht natürlich auch: Du buchst Flug + Transfers + Hotel + Verpflegung + Animation + eventuelle Ausflüge als Paket im Internet (oder ganz „old-school“ im Reisebüro) und kriegst alles, was du ab dem Abflug-Flughafen brauchst, organisiert.
Diese Reisen fordern von dir allerdings (jedenfalls nach meinen Erfahrungen), dass du dich auch mal selbst kümmerst, um während der Reise die nötigen Infos, Optionen, Transfers, Treffpunkte etc. herauszukriegen.

Ich habe solche Reisen ohne Reiseleiter oft als eine Art „Schnitzeljagd“ erlebt – wobei sowas auch Spaß machen kann…
(Kennt einen ja keiner am Urlaubsort. „Peinlich“ oder „verpeilt“ zu sein ist also nicht so schlimm…)

#4 – Selbst organisiert, aber mit „Programm“

Wenn Pauschal eh erfordert, dass ich mich selbst kümmere, dann mache ich meine Planung lieber gleich selber. (So weiß ich wenigstens, wer Schuld hat, wenn’s nicht klappt, und muss mich nicht ärgern.) 

Ich fand es lange Zeit unangenehm, so ganz alleine „durch die Welt zu stiefeln“. Andererseits war ich aber immer gerne in einer lockeren Gruppe von Fremden unterwegs.

Mein Kompromiss ist mittlerweile, dass ich mir ein Gruppenprogramm in meine Alleinreise hineinplane:

  • Eine Wanderung in den Bergen oder am Meer mit dem örtlichen Tourismusverband.
  • Einen Schnupper-Zeichenkurs im Hotel.
  • Ein Seminar (am besten irgendwas mit Persönlichkeitsentwicklung), das ich mit meinem Urlaub verbinde.
  • Einen Gruppenausflug vom Urlaubsort aus, den ich über einen örtlichen Anbieter unternehme.
  • Eine Museumsführung. Einen Stadtrundgang. Eine Führung durch’s Naturschutzgebiet…

Mein absolut bester Urlaub dieser Art war eine Rundreise mit dem Mietauto in Irland. Allein. (Eine mächtige Herausforderung!)

Und die mittleren fünf Tage der zweiwöchigen Reise war ich jeden Tag ein paar Stunden mit einem Landschaftsfotografen zusammen unterwegs bei einem „Fotokurs“ – eigentlich war es eher ein Ausflugsprogramm mit vielen Fototipps. So war ich nicht die ganze Zeit allein und hatte doch genügend Zeit für mich (und meine unzähligen Fotos).

Wenn dir die Idee von Programm im Urlaub gefällt, aber wenn du doch eher pauschal unterwegs sein möchtest, ist vielleicht das Angebot von SKR interessant für dich. (Die Teilnehmer sind da aber auch nicht gerade jung…)

#5 – Selbst organisiert und allein gereist

Mittlerweile habe ich viel Ãœbung und Erfahrung mit dem Reisen. Deswegen mag ich am liebsten die Reisen, die ich selbst organisiere und allein unternehme.

Mal suche ich mir eine Ferienwohnung an der Ostsee. Mal eine Finca auf den Kanaren. Mal ein kleines Hotel in den Bergen. Ich halte immer Ausschau nach Orten, die Ruhe ausstrahlen, ohne völlig „tot“ zu sein. Und die gibt es beinahe überall…

Ein Auto zu mieten und damit die Gegend zu erkunden finde ich längst nicht mehr so schwierig und nervenaufreibend wie früher. Und sowohl Flüge als auch Bahnreisen mag ich sehr gerne – da kann ich wunderbar Leute beobachten, Gespräche mithören oder mir Kopfhörer aufsetzen und meinen Gedanken nachhängen.

Mir ist es wichtig, dass ich vor der Reise einen gewissen Plan und eine Vorstellung vom Verlauf der Reise und vom Reiseziel habe. Mit Büchern, Internet und Google-Earth klappt das sehr gut. Und mit Smartphone und Navi ist es auch selten geworden, dass ich mich irgendwo gar nicht zurechtfinde…

Was ist dein bester Tipp für’s entspannte Reisen? Schreib einen Kommentar.