Geh in Führung mit dem, was dir am Herzen liegt!

12 Kommentare

 

Mal eine Frage: Würdest du sagen, dass Angela Merkel eine Führungs-Persönlichkeit ist?

Ich frage das, weil ich den Eindruck habe, dass sie ziemlich gut in die Kategorie „Stille Menschen“ passen könnte…

Die Frau ist seit bald elf Jahren Kanzlerin der Bundesrepublik Deutschland.
Und nicht selten vermittelt sie den Eindruck, sie sei der Chef der ganzen EU.

Ich will hier keine Politik diskutieren. Ich will nur zeigen: Zurückhaltende Menschen und verantwortungsvolle Positionen, in den man unweigerlich Führungskraft ist, schließen sich nicht gegenseitig aus.

Gibt es sie wirklich, die „leisen Leader“?

Ich denke bei der Frage nach „Leadern“ natürlich zuallererst an Wirtschaftsbosse, Unternehmer-Persönlichkeiten, Politiker, hochrangige Manager.

Na ja, während ich weiter nachdenke, erinnere ich mich auch an die Leute, die ich als Vorgesetzte im Job über mir hatte… Hups, ich war ja selber auch jahrelang eine Vorgesetzte.

Und dann gibt es natürlich auch jede Menge Leute, die in Vereinen und Gemeinschaften oder einfach nur in meinem Freundeskreis Verantwortung übernehmen und damit im ganz normalen Alltagsleben in Führung gehen.

Und während ich so darüber nachdenke, fällt mir Bill Gates ein. Und Barack Obama. Vielleicht auch Papst Franziskus? Aber auf jeden Fall der Dalai Lama!

Zurückhaltung und weltumspannender Einfluss schließen sich offensichtlich nicht gegenseitig aus.

Was hat die Weltherrschaft jetzt mit uns zu tun?

Stille Menschen treten nicht von vornherein an, um die Welt zu beherrschen. Ich unterstelle mal, dass das auch für die genannten Persönlichkeiten absolut nicht das ursprüngliche Ziel war.

Ich glaube, dass Stille Menschen in Führung gehen, weil sie gar nicht anders können. Sie müssen ihre Werte verwirklichen. Und ihr Anliegen für die Welt verlangt, dass sie sich weiterentwickeln, um für die Sache, die sie vertreten, aus der Masse herauszustechen – obwohl sie, wenn sie auf andere Weise das Gleiche erreichen könnten, lieber unauffällig und still im Hintergrund bleiben würden.

Ich glaube das deshalb, weil es mir selbst immer wieder passiert ist, dass ich „für die Sache“ weit über meinen Schatten gesprungen bin und mich in den Vordergrund gestellt habe, obwohl ich mich weiter hinten wohler gefühlt hätte.

Ich war nie absichtlich Führungskraft – sondern ich war da, wenn es nötig war, zu führen. Das ist ein großer Unterschied, finde ich.

  • Im Job mussten Entscheidungen getroffen werden, damit die Arbeit flutschte. Also habe ich entschieden.
  • Im Urlaub mit meinen Freunden musste jemand sagen, was es an Sehenswürdigkeiten zu besuchen gab und wie wir eine abwechslungsreiche gemeinsame Reise machen können. Also habe ich die Reiseleitung übernommen.
  • Die Stillen Menschen brauchten jemanden, der zeigt, dass es ein Leben nach den Sprechblockaden gibt und dass jeder es da hin schaffen kann. Also habe ich Stille Stärken entwickelt.

Stille Menschen führen einfach – und werden dadurch sichtbar

Mir sind im Berufsleben immer wieder Kollegen begegnet, die „Karriere machen“ als wichtiges Ziel und „Ruhm“ als wichtigen Wert hatten. Um das zu erreichen, haben sie sehr darauf geachtet, dass sie – im allerbesten Licht – gesehen wurden und dass ihnen Erfolge zugeschrieben wurden. (Das soll keine Kritik sein. Irgendjemand muss den Erfolg des Teams schließlich nach außen darstellen. Und dafür erklären sich die zuerst bereit, die sich bei der „Außendarstellung“ am wohlsten fühlen.)

Ich bin aber auch immer wieder Leuten begegnet, denen ging es darum, Inhalte zu vermitteln und Projekte, die ihnen wichtig waren, erfolgreich abzuschließen. Oder es war ihnen wichtig, dass der Laden für Kunden und Mitarbeiter reibungslos läuft und dass die Menschen darin ihr Bestes geben und bekommen können. Oder es ging ihnen darum, eine ganz bestimmte Sache in die Welt zu bringen, weil sie einfach in die Welt musste.

Und wenn dazu eine gewisse Außendarstellung nötig wurde (und sich kein anderer im Team zu einer Art „Regierungssprecher“ ernennen ließ), dann machten sie das eben auch.
Während sie das für die Sache machten, was dafür zu tun war, zeigte sich so manches Talent. Ein authentisches Führungs-Talent!

Nur die Lauten werden gehört?

Ich sag‘s mal so: Wer nichts von sich gibt, wird nicht gehört.

Da wir zurückhaltenden Charaktere kein Bedürfnis haben, irgendetwas in die Welt zu posaunen – und sei es noch so posaunens-würdig! -, ist es für die Welt meistens echt schwierig, etwas von uns mitzubekommen.

Aber ich sag es mal so: Wenn Posaunen dir nicht so liegt, nimm die Harfe.

Du kannst dich auf ruhige Weise ausdrücken. Da spricht überhaupt nichts dagegen. Ganz im Gegenteil.

Ich für meinen Teil finde Schreiben einfacher als in eine Kamera zu sprechen. Darum gibt‘s im ganzen Stille-Stärken-Blog bislang kein Video, auf dem ich im Bild zu sehen bin. Trotzdem mache ich mich hier ganz regelmäßig „sichtbar“ und habe „meine Stimme“.

Wenn du lieber schreibst als sprichst, dann schreibe.
Und schreibe so, dass deine Aussagen von anderen Menschen gehört werden.

Wenn du dich in Musik ausdrückst – mach Musik.

Wenn du malst, was in dir steckt – male.

Wenn du tanzen kannst – tanze.

Mach es auf deine Weise. Aber mach es so, dass es andere Leute mitkriegen.

Was passiert, wenn die Leisen ihr Potenzial verkennen?

Diese Frage stammt von Maike. Und sie ist sehr wichtig.

Was passiert, wenn jemand zurückhaltend ist und großartige Stärken hat? Was passiert, wenn niemand etwas davon mitkriegt? Was passiert, wenn sich der wunderbare Mensch selbst nichts zutraut?

Die Antwort ist: Nichts.

Es passiert einfach gar nichts. Die Welt ist viel zu betriebsam, um auf jemanden aufmerksam zu werden, der nicht bemerkbar ist.

Wenn etwas in dir ist, was in die Welt muss, dann zeig es!

Jaaaa, ich weiß, dass du dich jetzt ganz klein machst und dir absolut sicher bist, dass das niemals passieren wird.

Und vielleicht ist es dir noch nicht aufgefallen: Ich habe NICHT geschrieben, dass du DICH zeigen sollst. Ich weiß ganz genau, dass du das nicht mal eben so machen würdest. Ehrlich gesagt – das würde ich auch nicht.

Ich kenne die Hürde, die du empfindest, wenn ich sage: „Zeig dich!“
(Sogar, während ich das hier hinschreibe, kriege ich Herzflattern, wenn ich mich da hineindenke…)

Du musst dich nicht präsentieren. Du darfst dich zurücknehmen. Es ist okay.

Zeig das, was du kannst. Zeig, was dir wichtig ist. Zeig etwas VON DIR.

Nur eine Kleinigkeit. Zeig etwas von dir, das dir leicht fällt. Etwas, das dir ganz natürlich und selbstverständlich erscheint. Und falls du dich fragst, wen das interessieren könnte:
Es interessiert die anderen Leser, die hier gelesen haben, dass sie sich nicht selbst darstellen und präsentieren müssen – aber dass die Welt darauf wartet, ihre Stärken kennenzulernen.

Gib uns ein Beispiel von dir, damit wir entdecken können, dass alle unsere Stärken wertvoll und beachtenswert sind.

Hier lesen Leute, die schon mehrere Bücher veröffentlicht haben. Und welche, die anderen Menschen etwas beibringen. Und tatsächlich gleich mehrere Illustratorinnen. Mehrere Sängerinnen. (Ja, im Chor singen zählt auch als „Sängerin sein“.) Eine tolle Korrektorin für Texte. Eine Videobloggerin. Etliche Blog-Schreiberinnen sowieso.

Hier lesen viele, viele stille Menschen, die längst zeigen, was sie können. Ganz im Kleinen oder auch still und unauffällig schon ein kleines Bisschen größer.

Schreib einen Kommentar, gleich hier drunter. Gleich jetzt.

Schreib auf, was dir am Herzen liegt. Was du kannst, was du machst. Dein Thema. Hier und jetzt.
(Werbung und Links auf deine Angebote sind in in den Kommentaren zu diesem Artikel ausdrücklich erwünscht. Zeig, was du hast!)

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine

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  1. Ein schöner Artikel! Ich kann mich in manchem wiederfinden. Ich selbst brauche das Vorne-Stehen nicht, bin gern in der zweiten Reihe oder noch weiter hinten. Trotzdem mache ich es immer wieder, wenn es beruflich oder privat gefordert ist. Und kann es auch. Brauche aber zum Ausgleich das allein Schreiben bzw. generell Alleinsein – und Ruhe.

    1. Das mit dem Ausgleich verstehe ich sehr gut.
      Ich brauche immer auch beides. Idealerweise keines vom beiden zu lang. 🙂

  2. Liebe Christine, ich war und bin immer leise….mit dem was ich gemacht habe war ich kompetent.
    Durch mein Wissen und meine Sicherheit konnte ich auch leise sein weil es sich rumgesprochen hat, ich mußte nie Werbung machen.
    Jetzt – so langsam kristallisiert es sich raus – will ich etwas anderes. Seit ich 4 Jahre alt bin kann ich mit Tieren kommunizieren und das hat seine Gründe….
    Es hat mir auch in der Praxis immer geholfen weil ich dann sichere Diagnosen stellen konnte.
    Jetzt möchte ich etwas tun was mir schwer fällt : in Tierparks fahren um die Tiere zu intervieuwen. Fall nicht vom Hocker, es gibt Völker auf der Welt für es völlig normal ist mit Tieren zu kommunizieren. Es tut mir weh Tiere hinter Gittern zu sehen aber ich will wissen was sie denken. Was mich noch zurückhält sind die damit verbundenen Kosten.
    So jetzt kannst Du vom Stuhl fallen
    Liebe Grüße
    Rosemarie

    1. Wow, Rosemarie, das ist richtig kraftvoll. Ich spüre, dass da deins ist. Und keine Sorge, ich fall‘ schon nicht vom Hocker.
      Es gibt so viele subtile Stärken, die besonders wir Stillen Menschen besitzen. Ich kann mit meinen Klienten gemeinsam ihre inneren Anteile sehen. Du kannst dich mit Tieren austauschen. Sooo riesig ist der Unterschied in dieser Kommunikation vermutlich gar nicht. 🙂

      Mach es. Fang klein damit an und lass dein Projekt wachsen. Wenn du dich dafür entscheidest, wird sich ein Lösung für die Kosten finden. Da bin ich ganz sicher.

    2. Hallo Rosemarie. ich fall ebenfalls NICHT vom Hocker!
      Ich bin schon sehr lange der Meinung, dass jeder seinen Impulsen folgen sollte und dass die Welt besser wäre, wenn das gang und gäbe wäre.
      Ich wünsche dir viele gute Ideen, damit du deinen Wunschtraum möglichst bald verwirklichen kannst

  3. Hups, Christine, hast du den Artikel für mich geschrieben?

    Ja, also ich fange gleich mal an: ich bin so eine, die sich nicht verkaufen kann und darunter leidet, ihr Potential nicht ausleben zu können.
    Es fälllt mir jetzt sauschwer, das tatsächlich hier aufzuschreiben:

    Ich bin leidenschaftliche Atem-Körpertherapeutin und will darüberhinaus ein online- Korrekturbüro für Texte eröffnen. Erstes ist wohl überregional nicht leistbar, da wir uns sehen müssten, um gemeinsam zu arbeiten, aber das zweite sehr wohl.
    Ich korrigiere Texte aller Art: Haus- , Seminar-, Masterarbeiten, Bewerbungsschreiben und Lebensläufe, Exposés und gerne auch Texte für Online-Kurse oder gar Bücher.

    Soll ich das jetzt wirklich abschicken? Puuuh!

    1. Ich weiß nicht, ob der Artikel für dich ist, Claudia. Ich weiß nur, dass er heute dran war. 🙂
      Gut, dass du dich getraut hast, deine Projekte hinzuschreiben. Nun stehen sie da – und damit sind sie ein gutes Stück realer geworden.

      Ich habe von deinen Korrekturen meiner Texte sehr profitiert, weil du nicht nur die Rechtschreibung und Grammatik, sondern „das Ganze“ im Blick hast. Ich wünsche dir ganz viel Erfolg, wenn du damit jetzt rausgehst und es einfach machst. 🙂

      Die Körperarbeit empfinde ich ebenfalls eine wunderbare Art, mit Menschen zu arbeiten. Und ich glaube fast, da steckt auch noch etwas drin, das sich erst noch zeigen möchte. 😉

  4. Ja ich bin ganz laut
    Mein Kind ist leise , still und
    bei Fremden fast stumm.
    Jeder profitiert doch von jedem.
    Gibt es nicht auch mehrere
    Rechenwege?
    Ich habe Dich gehört.

  5. „Wenn Posaunen dir nicht so liegt, nimm die Harfe.“

    Was für ein Satz!!!
    Darf man den weiterverbreiten?
    Was für ein Artikel, er hat mich sehr berührt.

    Danke!

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