Denk dir die Angst weg

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

11. August 2014  

Letzte Woche traf ich eine Freundin, die vor ihrer Urlaubsreise arg nervös war – nicht nur aus Vorfreude und Reisefieber, sondern vor allem, weil ihr die Autofahrt nach Kroatien Angst machte.

Meine Freundin hat Angst vor Tunnels und Brücken. 

Und wer schon einmal die Alpen in Richtung Kroatien durchfahren hat, weiß, dass die Autobahn über weite Strecken vom Tunnel auf die Brücke und wieder in den nächsten Tunnel führt.

Als sie mir von ihren Befürchtungen wegen der langen Fahrt erzählte, fragte ich ein wenig nach, was es denn genau ist, das ihre Angst auslöst. Sie hat mir dann erzählt, dass der Tunnel und die Brücke an sich ja ganz okay wäre, aber dass sie sich schon vorher vorstellt, was wäre, wenn gleich ein Unfall passieren würde oder ein Fahrzeug zu brennen anfangen würde oder das eigene Auto eine Panne hätte oder… oder… oder…

Sie hat einen solchen Fall noch nie erlebt. Nur einmal war sie in einem ganz normalen Stau (ohne Unfall, ohne Gefahrensituation) im Tunnel gestanden. Aber sie weiß, dass etwas passieren könnte.

Wir haben Angst vor dem was wir denken

Die allermeisten Ängste entstehen im eigenen Kopf.
Und du kannst dich schnell und leicht von diesen Ängsten befreien, in dem du – nur in deinem eigenen Kopf – mit ein paar kleinen, schnellen Änderungen spielst.

Glaubst du nicht?

Dann probier‘s aus!


Nimm zum Üben erst einmal etwas, das dich nur ein bisschen nervös macht oder eine leichte Angst auslöst. Auf einer Skala von 0 („lässt mich völlig kalt“) bis 10 („macht mich völlig fertig“) sollte es ungefähr zwischen 3 und 5 liegen.
Später, wenn du die Übung besser kennst, kannst du sie auch mit einer 6 oder 7 probieren.

Bitte lass dich bei Ängsten von 8 oder stärker von einem Experten begleiten. Wenn deine Wohnung brennt, löschst du ja auch nicht mit der Wasserpistole, sondern lässt die Feuerwehr mit Profiausrüstung helfen.

  1. Stell dir vor, dass du bei dir daheim vor dem Fernseher sitzt. Du sitzt auf deinem Lieblingsplatz und zappst dich durch die Programme. Nimm dir einen Moment Zeit, um dir die Szene vor dein inneres Auge zu holen. Um zu sehen und zu hören, was gerade im Fernsehen läuft. Und zu spüren, wie du da sitzt, mit der Fernbedienung in der Hand.
  2. Beim Zappen kommst du zu einem Programm, wo zunächst der Bildschirm leer ist. Das ist ein spezieller Sender zum Ändern von Sorgen oder Angstgedanken. Jetzt läuft ein Schwarzweißfilm an, in dem ein Schauspieler, der dir erstaunlich ähnlich sieht, eine Situation erlebt, die genau so ist, wie die, die du vielleicht bald erleben wirst.
  3. Schau dir, während der Schwarzweißfilm im Fernseher läuft, die Fernbedienung genauer an. Jetzt fällt dir vielleicht auf, dass dort spezielle Tasten sind, die dir die Kontrolle über das, was auf dem Bildschirm passiert, an die Hand geben.
    • Helligkeit. Du kannst das Bild fast weiß oder fast schwarz werden lassen und schließlich den Hell-Dunkel-Kontrast so einstellen, dass das Bild angenehm ist.
    • Farbe. Damit kannst du den Film an jeder beliebigen Stelle farbig machen und wieder zurück auf Schwarzweiß stellen.
    • Zoom. Holt Bildinhalte näher heran oder schiebt sie weiter weg.
    • Stopp/Go. Friert den Film zu einem Standbild ein und lässt ihn dann wieder weiter laufen.
    • Lautstärke. Macht den Ton lauter und leiser.
    • Schnell rückwärts. Lässt Bild und Ton in mehrfacher Geschwindigkeit rückwärts laufen.
    • Zeichentrick. Damit kannst du zwischen Spielfilm und Zeichentrickfilm hin und her schalten.
    • Interaktiv. Du kannst die Regie übernehmen und aktiv verändern, was auf dem Bildschirm gezeigt wird. Zum Beispiel kannst du die Kameraperspektive ändern, einen lustigen Soundtrack unterlegen, einen anderen (inneren) Dialog ablaufen lassen, ein Saltos schlagendes Männeken einblenden oder George Clooney mitspielen lassen…
  4. Schau dir den Film so oft und in so vielen Variationen an, wie du magst. Wenn es Szenen oder Bilder gibt, die du sehr unangenehm findest, dann probiere alles aus, was die Fernbedienung an Einstellungen hergibt, bis der Film so ist, wie du ihn dir gerne in Ruhe und Entspannung anschaust.

Meine Freundin hat mir übrigens eine Textnachricht aus dem Urlaub geschickt und geschrieben, dass sie sich überhaupt nicht mehr erinnern kann, wieso sie sich wochenlang Gedanken über Tunnel und Brücken gemacht hatte. Da ist doch überhaupt nichts dabei…

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine