Advent ist die Zeit der Erwartung. Sagt man.
Christen bereiten sich darauf vor, dass das Jesuskind zum mehr als zweitausendsten Mal auf die Welt kommt.
Menschen, die mit dem Jesuskind nichts anfangen können, bereiten sich darauf vor, Gäste und Geschenke zu empfangen.
Advent ist die Zeit voll Erwartungen. Finde ich.
Sei nett zu mir. Sofort. Weil Weihnachten ist.
Bediene mich im Geschäft schneller. Weil Weihnachten ist.
Mach die Schlange vor mir an der Kasse weg. Aber plötzlich. Weil Weihnachten ist.
Sorg dafür, dass der Glühwein an diesem Stand der leckerste im ganzen Christkindlmarkt ist. Ich hasse übrigens Enttäuschungen. Weil Weihnachten ist.
Liebe mich so wie ich bin. Ich mache dir die Herausforderung noch ein bisschen größer, indem ich in diesen Tagen besonders ekelhaft zu dir bin. Weil Weihnachten ist.
Das kann man schließlich erwarten. An Weihnachten.
Die Menschen sind kurz vor Weihnachten bzw. dem Jahreswechsel so angespannt und unleidlich wie sonst nie im Jahr. Sie bereiten sich auf das Fest der Liebe vor.
Und wenn Advent nun die Zeit wäre, in der wir einfach das annehmen, was da ist?
Jemand ist so nett, wie er eben jetzt gerade kann.
Die Frau an der Theke ist so schnell, wie es gerade geht.
Die Schlange an der Kasse ist so lang, wie sie nun mal ist.
Diese eine Sorte Glühwein ist ganz einfach die, die sich gerade in dieser einen Tasse befindet.
Und jeder Mensch ist liebenswert – sogar wenn er sich gerade ausgesprochen ekelhaft verhält.
Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Und erwarte nichts weiter als das. Weil du sonst in der Zeit der Erwartung enttäuscht wirst. Dann wäre für dich gerade nicht Advent. Leider.
Deine