Wie du dich richtig gut um dich kümmerst (und dir dabei die Fehler sparen kannst, die ich schon gemacht habe)

Christine Winter // Persönliche Entwicklung

11. Juni 2015  

Gestern hatte ich es mal wieder mit der Angst zu tun.

Das passiert mir von Zeit zu Zeit.

Zuerst ist noch alles bestens. Dann plötzlich fühle ich mich extrem unwohl, kann mich selbst nicht mehr leiden, drehe mich in meinen Gedanken nur noch im Kreis und werde dabei immer pessimistischer und hoffnungsloser.

Und je tiefer ich mich in den Kreislauf aus angstvollen Gedanken und negativen Erwartungen hineinsteigere, desto mieser geht es mir…

In so einer Phase ist mir vollkommen klar, dass ich ganz bestimmt der Mensch auf der Welt bin, dem es absolut und unabänderlich am schlechtesten überhaupt geht.

Kennst du das auch?

Ich glaube, jeder hat immer mal wieder solche Tage. Das fängt an mit dem sprichwörtlichen „mit dem falschen Fuß aufstehen“, entwickelt sich beim ersten Blick in den Badspiegel weiter zum „Bad-Hair-Day“ und hat dann beste Chancen, von da an zu einer Aneinanderreihung von Katastrophen zu werden.
Das hat jeder gelegentlich – da bin ich mir ganz sicher.

Na ja, bei mir kommen dann eben ganz schnell die Ängste zurück, die ich von früher ganz intensiv in Erinnerung habe: Die Angst davor, mit Menschen in Kontakt treten zu müssen. Die Angst davor, dem Alltag nicht gewachsen zu sein. Die Angst, einfach immer und ewig eingeschränkt zu sein und meine Möglichkeiten nie im Leben ausleben zu können.

Dass das völliger Quatsch ist, ist mir vollkommen klar – wenn die Angst nicht da ist. Aber in dem Moment, indem sie mich überflutet, hat jeglicher gesunder Menschenverstand einschließlich Vernunft und Logik Sendepause. Dann geht erst mal gar nichts mehr…

Und gestern war das mal wieder so weit…

Meine Checkliste

Ich hätte mich hängen lassen, mich verkriechen und mich ausgiebig „beselbstmitleiden“ können. Keiner hätte mich daran hindern können, das zu tun, was ich seit jeher tue, wenn mich die Angst überfällt.

Aber dann kam mir der Gedanke: Lass dich nicht hängen, sondern schreib' einen Blogartikel darüber!

Und erstaunlicherweise fielen mir im „Bloggerin-Modus“ sofort hilfreiche Fragen ein, die mir aus meiner eigenen Hilflosigkeit herausgeholfen haben.

Wahrscheinlich hältst du die fünf Punkte meiner „Checkliste“ für zu einfach. Aber wirklich wirksame Dinge sind fast immer ziemlich simpel. Und als ich die fünf Punkte für mich durchdacht hatte, war ich aus meiner Hilflosigkeit heraus und wieder handlungsfähig.

Check 1: Wann hast du zuletzt ordentlich gegessen?

Es war am frühen Abend, als ich mir die Frage stellte. Mittags hatte ich nebenbei einige gesalzene Nüsse gefuttert. Die einzige wirkliche Mahlzeit bis dahin war das Frühstück gewesen, und das war – grübelgrübel – fast elf Stunden her!
Kein Wunder, dass ich nicht mehr konnte…

Unser Gehirn hat keinen besonders guten eingebauten Energiespeicher. Nach dem Essen dauert es meist nur zwei bis drei Stunden, dann herrscht im Hirn wieder „Treibstoffmangel“. Deswegen greifen wir – angestiftet von unserem Denkorgan – zwischendurch oft zu Süßigkeiten. Mit einer Ladung Zucker funktioniert das Hirn schnell wieder für eine Weile. (Das ist figurtechnisch keine ideale Lösung und auch für ein dauerhaft angstfreies Leben nicht unbedingt sinnvoll. Es funktioniert halt einfach schnell und zuverlässig…)

Ich möchte hier keine Diskussion über wirklich gesunde Ernährung aufmachen – darüber schreiben viele tolle Bloggerkollegen. Wichtig ist, dass das Gehirn möglichst konstant mit gehirngerechtem Futter versorgt ist. Denn wenn das nicht der Fall ist, dann schüttet dein Hirn völlig zu recht die „Hilfe-wir-verhungern-Botenstoffe“ aus. Das fühlt sich (ebenfalls zu recht) ziemlich exakt wie eine Panikattacke an. Denn dein Gehirn hat den Job, dich am Leben zu halten. Und „nicht verhungern“ gehört da eindeutig dazu.

Junk Food und anderes Industriefutter ist leider ganz und gar nicht ideal für die Versorgung des Gehirns. Stattdessen lautet die Devise: Gesund, natürlich und möglichst ohne Zucker.

Check 2: Wie sieht’s aus mit Trinken?

Ich sags gleich: Außer zwei Tassen Kaffee zum Frühstück kann ich mich nicht erinnern, gestern den Tag über irgendwas getrunken zu haben.

Das Gehirn braucht mächtig viel Flüssigkeit, um zu funktionieren. Und wenn es die nicht hat, dann macht es – völlig zu recht – Alarm. Denn Dein Gehirn hat den Job, dich am Leben zu halten. Und „nicht verdursten“ ist da auf jeden Fall inbegriffen.

Ich glaube, mehr muss ich dazu gar nicht schreiben. Während du ohne Essen noch halbwegs lange überleben kannst, geht das ohne Trinken nicht lange gut.

Check 3: Schlaf? Ausruhen?? Nichts tun???

Ich weiß, dass ich meine acht Stunden Schlaf brauche. Und zwar jede Nacht.

In den letzten drei Wochen habe ich, ohne es zu merken, auf sieben oder weniger Stunden reduziert. Es gab einfach spät abends immer noch so viel zu erledigen – und wenn ich vor dem Computer sitze, dann merke ich nicht, dass ich müde werde…

Okay. Schlaf fehlt mir neben Essen und Trinken auch noch.

Und Ausruhen. So richtig ausruhen – also nichts tun, einen längeren zusammenhängenden Zeitraum…

Ist schon eine ganze Weile her… 🙁

Sobald ich Zeit hätte, um eine Pause einzulegen und ein wenig zur Ruhe zu kommen, fallen mir drölfundzwanzigeinhalb Sachen ein, die ich mal eben schnell machen oder vorbereiten oder zumindest durchdenken könnte.

Check: Ausruhen? – Fehlanzeige!

Check 4: Entstressen

Wie das mit dem Stresspegel ist, hatte ich vor einiger Zeit ausführlich beschrieben.

Und ich stelle fest: Ich bin seit einer ganzen Weile permanent im „unteren Grenzbereich“ meiner persönlichen Stresszone unterwegs.

Im Klartext: Ich bin schon länger so weit im Dauerstress, dass ein kleiner Auslöser (z. B. wenig Essen ODER wenig Trinken ODER wenig Schlafen ODER etwas/jemand nerviges ODER ein unerwartetes Problem…) reicht, um in den Stressalarm hineinzurauschen – der sich verdammt nach Panik anfühlt!

Check 5: Einfache Lösungen zulassen.

Wenn ich Angst habe (oder besser gesagt, wenn mich die Angst hat), dann will ich alleine sein. In Ruhe gelassen werden. Still und einsam vor mich hin leiden. Mich in meinen Pessimismus hineinsteigern und mich selber in Gedanken volljammern…

Das ist ziemlich menschlich – aber auch ziemlich blöd!

Besser wäre, wenn ich mir denken würde: "Kümmere dich um ordentliches Essen, was zu trinken, mach ein Nickerchen und/oder einen Spaziergang."

Und wenn die akute Angst-Phase vorbei ist, dann ist das die Gelegenheit, daran zu arbeiten, dass die nächste Angst möglichst lange auf sich warten lässt.

Wenn du gerade in einer pessimistischen Grundstimmung bist, wirst du mir vermutlich nicht glauben wollen, dass es in dieser weiten bunten Welt eine ganze Menge nette Leute gibt, die dir wohlgesonnen und hilfsbereit sind.

Wenn jemand weiß, wie unendlich groß die Hemmschwelle ist, diese nette unkomplizierte Hilfe anzunehmen, dann bin das mit Sicherheit ich.

Obwohl ich mittlerweile immer und überall sprechen kann, fehlen mir doch immer noch regelmäßig die Worte, wenn ich jemanden um etwas bitten sollte.

Und nachdem ich mich – nicht immer, aber immer öfter – dann schließlich (mit unendlichem inneren Hin und Her) überwunden habe, bin ich jedesmal wieder verblüfft, dass es so einfach ist, Unterstützung zu bekommen, wenn ich mich nur überwinde, sie mir geben zu lassen.

Ich bin gerne Deine Unterstützerin

Der Stille-Stärken-Blog ist vor mittlerweile einem Jahr entstanden, weil ich glaube, dass es meine Aufgabe ist, Stille Menschen zu unterstützen. Und weil ich weiß, wie schwer es für dich ist, um diese Unterstützung zu bitten.

Es macht mir riesigen Spaß, hier für dich zu schreiben und zu wissen, dass meine Geschichte und meine kleinen Tipps von dir gelesen werden.

Noch mehr freut es mich, wenn sich ein richtiger Austausch mit dir ergibt – denn ich möchte wissen, was du gerade brauchst und vor welchen Herausforderungen du gerade stehst. Und ich bin mir sicher, dass nicht nur du und ich, sondern eine ganze Menge Stille Menschen um uns herum mit ganz ähnlichen Themen zu tun haben.

Was hältst du davon, hier drunter einen Kommentar zu schreiben und ein wenig von deinen Herausforderungen zu erzählen?

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine