Reisen oder Komfortzone?

Christine Winter // Introvertiert

23. Juni 2016  

Jessica vom Blog „Yummy Travel“ hat die Frage in die Blogger-Runde geworfen:
„Warum in die Ferne schweifen?“

Sie fragt, ob es nicht einfacher wäre, daheim in der Komfortzone zu bleiben – und das hat mich wiederum zur Frage veranlasst, ob ich denn zwischen „Verreisen“ und „in der Komfortzone bleiben“ eine Wahl treffen muss…

Dieser Artikel ist ein Beitrag zur Blogparade „Warum in die Ferne schweifen?“ von Jessica auf yummytravel.de.


Meine Komfortzone im Bezug auf Reisen

Ich habe gerade mal kurz überschlagen – und erstaunt festgestellt, dass ich schon deutlich mehr als ein Jahr meines Lebens auf Reisen im Ausland war. Auf all den Reisen habe ich mich persönlich weiterentwickelt und meine Komfortzone erweitert. Ich habe einen Haufen Erlebnisse gehabt und Erfahrungen gemacht – und in so manchen Momenten wäre ich gerne vor Peinlichkeit in den Boden versunken. Ich habe die unterschiedlichsten Verkehrsmittel kennengelernt und mich mittlerweile sogar damit angefreundet, mit einem gemieteten Auto in einem fremden Land auf der falschen Straßenseite zu fahren und dabei die Worte auf den Verkehrsschildern nicht entziffern zu können.

Ich finde, dass meine Komfortzone auf Reisen mittlerweile ausreichend geräumig geworden ist. Oder, anders ausgedrückt: Ich verreise extrem gerne und ich komme nur noch recht selten in Situationen, in denen ich mich unwohl oder gar hilflos fühle.

Wie ich reise

Als Jugendliche war ich im Urlaub mit meinen Eltern. Die norditalienische Adria war wenig abenteuerlich, und nach dem dritten Aufenthalt in der selben Ferienanlage gab es da auch nicht mehr so viele Gründe, dort nicht in der Komfortzone zu bleiben. Sprich: Morgens Swimmingpool, nachmittags Strand, abends Eisdiele. 😉

Später habe ich ein paar Reisemöglichkeiten ausprobiert.

Und schließlich habe ich zwei Arten von Reisen ziemlich oft wiederholt, weil sie genau richtig für mich sind:

1. Von mir selbst organisierte Rundreisen mit ein paar guten Freunden

Wenn ich eine Reise plane, dann in allen Details.
Das mache ich gerne. Und das Lesen, Stöbern, Googeln, noch mehr Lesen ist ein wesentlicher Teil der Reisevorfreude. Ich mag es, mich intensiv mit meinem Reiseziel zu befassen.

Da bin definitiv in meiner Komfortzone: Mit drei verschiedenen Reiseführer-Büchern und zwölf Browser-Tabs, auf denen alle möglichen Info-Webseiten gleichzeitig geöffnet sind, eine lange Liste von Unterkunfts-Optionen, Reiserouten, wichtigen Sehenswürdigkeiten und nicht ganz so geheimen Geheimtipps zusammenschreiben…
Das ist voll und ganz meins. 🙂

Wenn wir dann nach meiner mehrwöchigen Planungsphase zu viert oder zu sechst in den Flieger steigen, fühle ich mich rundum wohl. Und weil ich unter Freunden bin, habe ich überhaupt nicht das Gefühl, meine Komfortzone zu verlassen.

Sogar in den sechseinhalb Wochen Neuseelandurlaub damals gab es nur wenige Momente, in denen mich eine Situation „unkomfortabel“ werden ließ.
Okay, da waren die zwei Situationen, als meine Unterkunfts-Reservierung verloren gegangen war und wir jeweils spätnachmittags irgendwo im Nirgendwo auf Zimmersuche gehen mussten. Wir hatten aber schließlich doch immer alle ein Bett für die Nacht.
Und natürlich blieb „Knatsch“ in der Gruppe auch nicht aus. Dann hat sich jeder für eine Weile zurückgezogen – und nach ein paar Stunden waren wir wieder Freunde. 🙂

Weiter in die Ferne schweifen als Neuseeland geht nicht. Und länger als bei dieser Reise rund um die neuseeländische Süd- und Nordinsel war ich auch noch nie auf einer Rundreise.

Am anderen Ende der Welt fühlte ich mich nicht wesentlich öfter außerhalb meiner Komfortzone als zuhause. (Vielleicht sogar weniger oft, denn mein Beruf und mein Alltag war damals ziemlich herausfordernd und stressig.)

Im Grenzbereich zwischen der Bequemzone und der Überforderung (also da, wo es schon ein wenig kribbelig und herausfordernd wird) war ich während dieser Reise schon öfter mal – und dadurch wurde meine Komfortzone natürlich in den fast sieben Wochen der Neuseeland-Rundreise insgesamt um ein gutes Stück größer.

2. Allein und ohne ausführlichen Plan

Wenn ich ganz alleine verreise, plane ich mittlerweile gerade so viel, dass ich das Gefühl habe, unterwegs ohne große Überforderung zurechtzukommen.

(Ich geb es gleich von vornherein zu: Dabei verschätze ich mich durchaus gelegentlich gehörig. Und dann bin ich während der Reise auch manchmal ganz schön weit außerhalb der Komfortzone.)

Minimale Planung heißt: Die Anreise und die Heimreise ist fix. Die Unterkünfte sind nicht nur gebucht, sondern sicherheitshalber auch nochmal rückbestätigt. Das Mietauto ebenfalls. Und ich habe mir die Gegend im Internet als Satelitenbild und Landkarte mehrmals angeschaut. (Ich fühle mich einfach sicherer, wenn ich mir einreden kann, ich würde die Umgebung des Reisezieles schon „kennen“.)

Und dann geht‘s los. Zum Beispiel nach Irland.

Natürlich bin ich in den zwei Wochen Rundreise über die Grüne Insel öfter mal ganz schön ins Schwitzen gekommen. Es wäre glatt gelogen, wenn ich sagen würde, dass ich die ganze Zeit in meiner Komfortzone war. Eigentlich war ich sogar jeden Tag vor irgendwelchen unerwarteten Herausforderungen der Kategorie „Ungemütlich“ gestanden.

Aber weißt du was: Es hat mir unheimlich gut getan, am nächsten Morgen frisch ausgeruht auf das zurückzublicken, was ich am Tag vorher erlebt und – natürlich – gemeistert hatte.

Und das ist der Knackpunkt: Nach einer Ãœberforderung brauche ich Zeit zur Erholung. Kriege ich die nicht, dann ist die Urlaubsfreude dahin.

Meine Lösung: Wenn ich merke, dass ich Erholung brauche, dann sorge ich dafür. (Schließlich bin ich im Urlaub!) Dann setze ich mich unterwegs für eine Stunde an den Strand oder an eine Stelle mit sehenswerter Aussicht und mache – NICHTS.

Das sind die ganz besonderen, die stillen Momente, die mir auch lange nach einer Reise noch in Erinnerung bleiben.

Reisen oder in der Komfortzone bleiben?

Das ist nicht die Frage, finde ich.

Die Frage ist für mich: Wie kann ich so reisen, dass ich mich wohlfühle – auch wenn ich unterwegs schon mal aus meiner Komfortzone geschubst werde.

Und meine Antwort ist: Ich brauche Pausen. Ich brauche Rückzugsmöglichkeiten. Ich brauche ruhige Momente. Und es ist „mein Job“, auf Reisen genau dafür zu sorgen.

Manchmal geht das schon mit dem Frühstück im Hotel los. 😉

Du wüsstest jetzt gerne, wie ich meine Auszeiten nun ganz konkret im Urlaub gestalte? Ich habe dir mal eine Liste mit erprobten Ideen zusammengeschrieben.

Sorg gut für dich, wenn du in Urlaub fährst.

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine