Small Talk: Den Fluss am Laufen halten

Christine Winter // Zu still, zu zurückhaltend

24. August 2015  

Ein Gespräch soll laufen – also eigentlich soll es zwischen den Gesprächspartnern munter hin und her plätschern wie ein Gebirgsbach zwischen kleinen und größeren runden Steinen.

Damit es zu diesem mühelos scheinenden Fluss des Gespräches kommt, gibt es ein paar gute Gesprächsmethoden, die ebenso schlicht wie einfach sind…

1. Ich nenne es „soziales Grunzen“

„Hmmm.“ „Mhm.“ „Haaaa.“ „Aha.“ „Mmmm-M.“

Es geht natürlich auch mit Worten: „Spannend!“ „Interessant.“ „Find ich auch.“ „Genau.“ „Okaaaay?!“ „Stimmt.“

Erinnerst du dich noch an Ã–tzi und Hilda?
Small Talk darf simpel sein. Hauptsache, es fließt…

2. Zurückfragen – Gegenfragen

Es ist eine großartige Idee, eine Frage wie „Was machst du so?“ in ein paar Sätzen zu beantworten und dann die gleiche Frage hinten dran zu setzen: „Und was machst du?“

Nein, das ist nicht zu einfallslos. Das ist Small Talk.

Eine Variation dazu ist, die Frage umzukehren. Also im Sinne von: „Wieso fragst du – machst du das denn nicht so?“
Das klappt prima bei Warum-Fragen – wobei â€žWarum?“ nicht unbedingt eine förderliche Frage für guten Small Talk ist. Wenn dein Gesprächspartner davon aber keine Ahnung hat und trotzdem von dir wissen will, warum, dann frag ihn doch im Gegenzug einfach danach, warum eigentlich nicht…

Eine solche Gegenfrage ist gar nicht GEGEN den anderen gerichtet. Sie ist der Ausdruck deines Small-Talk-Zieles, etwas Interessantes beim Anderen zu entdecken. Und damit ist sie Teil eueres gemeinsamen Interesses aneinander.

3. Nachfragen

Noch mehr Ausdruck von Interesse ist die Nachfrage. Du hast einen Anknüpfungspunkt entdeckt, den du spannend findest. Und nun fragst du nach.

So kriegt das Gespräch schnell mehr Tiefe. Aber Vorsicht: Lass deine Aufmerksamkeit immer beim Gesprächspartner, damit du merkst, wenn er für tiefere Auskünfte (noch) nicht bereit ist. Denn die Unterhaltung soll Freude machen – und nicht für den anderen zum „Verhör“ werden.

Small Talk ist Geplauder. Das heißt nicht zwingend, dass es oberflächlich bleiben muss. Es heißt aber zwingend, dass zu jeder Zeit Einvernehmen darüber besteht, wie tief oder auch wie intensiv der Austausch werden kann. Und das erfordert, dass deine Aufmerksamkeit ganz auf den Anderen ausgerichtet ist.

4. Frage, was du wirklich wissen willst – aber immer schön offen, damit der Andere die Wahl hat

Wenn es dich wirklich interessiert, dann musst du nicht lange an der genau passenden Frage herumschrauben. Sie ist einfach da und will unbedingt gestellt werden – nur so kannst du deine Neugier befriedigen.

Damit du viel Input für dein ehrliches Interesse bekommst, darfst du ruhig eine sehr weite und offene Frage stellen: „Ich finde Fliegenfischen unheimlich spannend. Damit habe ich mich bisher überhaupt noch nie beschäftigt. Magst du mir darüber noch mehr erzählen?“

Und selbst, wenn mir irgendwann die Informationen zu sehr ins Detail gehen und ich den Ausführungen nur noch teilweise folgen kann, empfinde ich Menschen, die über ihre Leidenschaften sprechen, als eine unerschöpfliche Energiequelle. Und ich genieße dann einfach, ein wenig an so viel Energie teilhaben zu dürfen.

Und wenn du deinem Gesprächspartner durch deine offene Frage die Wahl gibst, in welche Richtung er das Thema lenken möchte, vermeidest du auch, zu neugierig zu wirken. Denn du erfährst ja nur das, was er dir freiwillig und bereitwillig erzählt.

5. Unspezifisch fragen – das Thema „warmhalten“

Falls es dir (noch) schwer fällt, immer neue Themen und Aspekte in einem Gespräch zu finden, kannst du natürlich ein einziges Thema ausgiebig weiterentwickeln. Stelle deine Fragen so offen, dass der Andere sich darüber ausbreiten kann.

Ob du es glaubst oder nicht: Du wirst als besonders guter Gesprächspartner wahrgenommen, wenn du dem Anderen eine solche „Bühne“ für sein Lieblingsthema anbietest. Dann kannst du entspannt deine eigenen Beiträge sparsamer einsetzen und dich auf das Hinhören konzentrieren. (Und man sagt ja uns Introvertierten nach, dass das eine unserer ganz besonderen Stärken wäre…)

 Aber vergiss bei all den Frage-Optionen nicht: Gespräch bedeutet Austausch. Und Small Talk bedeutet Geplauder, um einander gegenseitig kennenzulernen.

Denn vermutlich möchtest du doch mehr erreichen, als dass dein Gegenüber nach einem gemeinsamen Viertelstündchen über dich nur sagen kann:
„Keine Ahnung, wer das war. Aber es hat mir gut getan, mal jemandem, den das auch wirklich interessiert, ausgiebig mitzuteilen, dass ich ein ganz toller Hecht bin.“

In dem Gesprächsfluss, von dem ich hier schreibe, sind die „tollen Hechte“ nur eine Gattung unter vielen. Ich persönlich mag ja die „tiefgründigen Welse“ mindestens genauso gerne wie die „flinken Forellen“ oder die „maulfaulen Karpfen“. Einsiedlerkrebse und Bachmuscheln sind übrigens auch ausgesprochen faszinierende Tiere. Ist es nicht spannend, was sich in so einem Gesprächsfluss alles tummeln kann???

Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine

Christine

PS: Hier kommt die nächste Folge der Serie über Small Talk.