Ich spiele ein bisschen Klavier. Nur so für mich selbst. Nicht wirklich gut, eben nur so zum Spaß.
Und ich übe auch nur, wenn ich Lust habe. Also eher unregelmäßig. Und entsprechend sind meine Ergebnisse.
Nun weiß man ja, dass nicht viel dabei rumkommen kann, wenn man nur übt, wann und worauf man Lust hat. Darum habe ich mir einen Übungsplan gemacht und in den Kalender eingetragen. Damit wird jetzt ernsthaft (!) geübt. Täglich.
Heute war der zweite Tag dieses neuen Plans.
Pünktlich marschierte ich zum Klavier. Und noch bevor mein Hintern den Klavierhocker berührt hatte, war mir klar: Ich bin gerade mega-uninspiriert. Lustlos halt…
Ich habe mir für den Anfang ein ganz einfaches Stück ausgesucht. Eines, das ich seit Jahren fast im Schlaf spiele.
Man soll sich schließlich nicht überfordern. Kleine Schritte, einen nach dem anderen – das predige ich ja selbst dauernd.
Da saß ich also, Hände am Klavier, und wusste nicht mehr wie die Melodie anfängt.
Uninspiriert halt.
Aber heute durfte ich keine Ausreden gelten lassen. Ich hatte einen Plan. Und deswegen wurde jetzt geübt.
Man sieht ja, dass ich es dringend nötig habe, wenn ich nicht mal mehr den ersten Akkord weiß…
Also: Noten raus. Übungsstunde!
In der zweiten Zeile habe ich mich zweimal verspielt.
Mist. Ich kann‘s wirklich nicht mehr!
Also nochmal. Von vorne.
Okay, das klang zwar schei..e, aber immerhin bin ich durch die ersten beiden Zeilen gestolpert, ohne rauszufliegen.
Meine Gedanken liefen voraus: Wie geht eigentlich der Hauptteil. Mist, ich kann mich überhaupt nicht erinnern, wie…
Peng. Rausgeflogen. Dabei war ich noch sechs Takte vom Hauptteil entfernt.
Nochmal von vorn. Konzentrier dich!
Die ersten Takte – na, geht doch – weiterspielen, wird schon – aber wie geht der Hauptteil? – Peng. Nochmal von vorn.
Ich hab geübt.
Mindestens zwanzig mal habe ich angefangen, die ersten Takte gespielt und dabei gemerkt, dass ich nicht weiterwusste.
Peng. Nochmal neu.
Nun habe ich einen „Verspieler“ in Takt 9 perfektioniert, den ich früher nie hatte.
Ich denke an der Stelle nur kurz „Hauptteil“, und schon verknoten sich meine Finger derart, dass ich komplett rausfliege und von vorne anfangen muss.
Nicht schlecht für eine halbe Stunde üben, oder? 🙁
Albert Einstein soll mal gesagt haben:
„Die Definition von Wahnsinn ist, immer wieder das Gleiche zu tun und andere Ergebnisse zu erwarten.“
Der hat leicht reden.
Und wie kriege ich jetzt den Knoten aus Takt 9 wieder raus?
Schlimmer noch: Wie kriege ich den Gedanken aus dem Kopf, dass ich den Hauptteil nicht kann?
Und am wichtigsten: Was mache ich mit meiner (neuen) Überzeugung, dass Üben alles nur noch schlimmer machen wird?
Irgendwer eine Idee? Dann immer her damit.
Sei du selbst, lass die anderen anders sein.
Deine