Wie viel müssen Erzieherinnen/Lehrer/Bäckereifachverkäuferinnen vom Selektiven Mutismus verstehen?

Lass uns mit dem einfachsten Fall anfangen: Es ist nicht der Job der Bäckereifachverkäuferin, selektiven Mutismus zu verstehen. Sie verkauft Semmeln. Wer in der Bäckerei eine Semmel will, muss sich so verständlich machen, dass die Verkäuferin damit klar kommt.
Klingt hart, ist aber so. Die Welt da draußen dreht sich nicht um Leute mit Selektiven Mutismus.

Im Grunde gilt für Erzieherinnen und Lehrkräfte das Gleiche: Es ist nicht ihr Job, Mutismusexperten zu sein. Sie sind (jedenfalls in Regelkindergärten und Regelschulen) nicht dafür da, mit psychischen Störungsbildern umzugehen, sondern sie sollen Kindern – und zwar allen Kindern in der Gruppe gleichermaßen – etwas beibringen.

Das sagt sich leicht, ich weiß. Denn wenn ein Kind immer wieder in mutistische Blockaden fällt oder während der ganzen Zeit in der Gruppe mutistisch ist, dann stört das die Gruppe. Und damit wird der Mutismus doch zum „Job“ von Lehrern und Erziehern…

Mehr Fragen & Antworten zum Selektiven Mutismus

Weil solche Fragen oft sehr individuelle Antworten erfordern, führe ich in regelmäßigen Abständen kostenlose Webinare - also Live-Veranstaltungen im Internet - durch, bei denen ich Antworten gebe und Themen rund um Selektiven Mutismus vertiefe.

Aus meiner Sicht – und ich stehe selbst sehr regelmäßig vor Klassen, um Unterricht zu geben – MUSS ein Lehrer seinen Unterricht für die gesamte Gruppe gestalten. Er kann nur dann auf Einzelprobleme eingehen, wenn es die Gruppe insgesamt voranbringt. (Dazu gehört auch, als Lehrkraft Inklusion, Hilfsbereitschaft und angemessene Abgrenzung von fremden Problemen vorzuleben…)

Aus der Elternsicht stellt sich so ein Verhalten als „unmöglich“ und zu hart dar.
Eltern meinen mitunter, erwarten zu können, dass die Lehrkraft das Mutismusproblem löst.

Ich sage ganz deutlich: Dafür ist die Schule nicht zuständig!

Heilen von psychischen Störungen ist Therapie. Und das DÜRFEN nur Therapeuten.

Und vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage: Wie viel müssen Erzieherinnen und Lehrkräfte vom Mutismus verstehen?
Meine Meinung ist: So viel wie jeder andere Mensch, der jemandem mit Sprechblockaden begegnet.

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